Kapitel 2: Unter Spannung - welchen Unterschied Undervolting ausmachen kann
Auch auf die eigentlich naheliegende Idee die Grafikkarte mal zu undervolten bin ich erst später gekommen. Nachdem mit den Alpenföhn Wing Boost 3 ARGB High Speed die neuen Gehäuselüfter und mit der NZXT Kraken M22 die neue AIO für die CPU ankam, habe ich das auch mal getestet.
Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viel Potential in den Grafikkarten an sich noch schlummert. Schon bei der Vega 56 konnte ich "damals" gute Ergebnisse mittels Undervolting erzielen. Auch bei der Gigabyte RTX 2070S Windforce OC 3X konnte ich die Temperatur mittels Undervolting spürbar senken. Die unter Last höchsten Temperaturen konnte ich bisher bei "The Outer Worlds" verbuchen. Während das Spiel grafisch an sich schon ganz nett aussieht, fand ich die Temperaturen da doch immer etwas überraschend. Grafisch anspruchsvollere und ansehnlichere Spiele wie Shadow of the Tomb Raider oder Battlefield V haben die GPU weniger stark in's Schwitzen gebracht. Wahrscheinlich ist die Unreal Engine in der Hinsicht einfach schlecht optimiert, wobei die Framerate in dem Spiel durchaus ordentlich ist.
Da die RTX 2070S in dem Spiel (etwas unverständlicherweise) die 80°C Marke geknackt hat, dient mir das Spiel als guter Benchmark für Temperatur Tests. Mittels Undervolting gelang es mir die GPU Temperatur von 81°C auf knapp 70°C zu reduzieren. Das ganze bei 850 mV @ 1830 MHz Core Takt. Das ist natürlich schon verhältnismäßig stark undervolted und lief in anderen Spielen nicht stabil ohne den Takt weiter zu reduzieren. Bei SotTR und Battlefield V brauchte die GPU 875 mV für einen stabilen Betrieb. Die Temperaturen lagen hier auf einem ähnlichen Niveau, sodass das absolute ΔT bei The Outer Worlds am höchsten war. Den Takt wollte ich allerdings nicht weiter reduzieren, da ich ja am Ende auch keine Leistung verlieren wollte. Wobei ein paar MHz mehr oder weniger sich natürlich nicht so enorm auswirken.
Während rund 70°C für eine GPU per se erstmal nicht schlecht sind und aus technischer Sicht natürlich völlig unbedenklich, hatte ich noch immer das Problem, dass die Grafikkarte trotz reduzierter Temperatur noch immer die lauteste Komponente im System war. Die neuen Gehäuselüfter sind nämlich angenehm leise und auch die NZXT Kraken hatte relativ leichtes Spiel mit der CPU und konnte die Temperaturen auch bei niedriger Lüfterdrehzahl unter Last in einem absolut akzeptablen Bereich halten.
Also wie gewonnen, so zerronnen?
Kapitel 3: Erscheint das Angebot zu gut um wahr zu sein, dann ist es das in der Regel auch
Mit den gewonnen Erkenntnissen aus dem Undervolting Test und ausgerüstet mit den neuen Komponenten war ich bereit für eine zweite Testrunde der MSI RTX 2080 Seahawk X. Doch dann schrieb mir der Verkäufer 3 Tage vor dem verabredeten Nachtest, dass er eine Kaufzusage hätte und die Karte daher auch verkaufen würde. Da ich im Voraus noch nicht sagen konnte, ob ich die Karte nehmen würde, hatte ich auch nicht darum gebeten, dass er mir die Karte reserviert und es war natürlich absolut legitim, das er das Angebot dann annahm.
An dem Punkt war ich etwas ratlos. Sollte ich jetzt doch auf gut Glück die EVGA Karte bestellen, in der Hoffnung, dass der verbesserte Airflow im Gehäuse den entscheidenden Unterschied ausmachen würde? Und falls nicht, wäre die Bestellung völlig umsonst gewesen, aber natürlich nicht kostenlos, was bedeutet hätte, dass ich erstmal wieder auf die Erstattung hätte warten dürfen. Was bei einer so hohen Summe ja durchaus mindestens "unangenehm" wäre.
Während ich also schon überlegte, ob ich die Gigabyte Karte, deren Umtauschfrist kurz vor'm Auslaufen stand, nicht einfach doch behalten sollte, kontaktierte mich der Verkäufer der MSI Seahawk Karte nochmal. Sein "Käufer" ist "abgesprungen", da es sich hier um einen Betrüger handelte. Nachdem er dem Verkäufer seine Paypal Daten (E-Mail Adresse) gab, wurde er von einem Dritten per E-Mail kontaktiert, der nochmal auf Nummer sicher gehen wollte, dass die E-Mail Adresse für den Kauf seiner RTX 2080 Ti korrekt wäre. Der angebliche "Käufer" der RTX 2080 Seahawk hatte nämlich versucht jemand anderem eine RTX 2080 Ti (die er vermutlich niemals besessen hat) zum Preis der MSI Seahawk zu verkaufen.
Die MSI Sea Hawk war mit einem Preis von 680€ VB inseriert, was für eine RTX 2080 Ti natürlich ein absoluter Traumpreis gewesen wäre. Da kann man schnell mal in Versuchung geraten. Der Plan des angeblichen Käufers war es dann, dass der Käufer der vermeintlichen RTX 2080 Ti mittels Paypal (was ja auch Käuferschutz suggeriert) das Geld an den Verkäufer der RTX 2080 Sea Hawk überweist, dieser wiederum schickt die Grafikkarte an den Betrüger, der dann die Grafikkarte abgestaubt hätte und vermutlich verschwunden wäre, während der vermeintliche Käufer der RTX 2080 Ti leer ausgegangen wäre und unter Umständen bei Paypal sogar einen Fall gegen den nichtsahnenden Verkäufer der RTX 2080 Sea Hawk eröffnet hätte.
Zum Glück ist das ganze aufgeflogen. Eine Anzeige wegen versuchten Betruges gegen den vermeintlichen Käufer der RTX 2080 Sea Hawk läuft nun. Wie so oft hat sich mal wieder gezeigt, "Erscheint das Angebot zu gut um wahr zu sein, dann ist es das auch".
Nun war das für mich natürlich Glück im Unglück, da sich hierdurch für mich doch noch die Gelegenheit ergab die Grafikkarte ein zweites Mal unter besseren Bedingungen im Gehäuse zu testen. Und hier konnte die Grafikkarte dann endlich brillieren und auch überzeugen. Schon bei Stock Settings ohne Undervolting konnte die MSI RTX 2080 Seahawk problemlos die gleichen Temperaturen wie die Gigabyte Karte bei maximal stabilem Undervolting erzielen. Mit dem Unterschied, dass die Lautstärke hierbei deutlich angenehmer war.
Aber es wird noch besser: Mit minimalem Undervolting (975 mV @ 1920 MHz) lag die Temperatur 5°C unter dem besten Wert, den ich mit der Gigabyte Karte erzielen konnte ohne den Takt unter das angegebene Boost Niveau zu senken. Weiteres Absenken der Spannung auf 900 mV bei knapp 1860 MHz (was ziemlich genau dem angegebenen Boost Takt der Karte entspricht) führte dazu, dass die Temperaturen auf unter 60°C sanken und im Schnitt auch selten darüber lagen. Gemessen natürlich in The Outer Worlds. Bei Shadow of the Tomb Raider und Battlefield V sind die Temperaturen jeweils nochmal ca. 5°C niedriger.
Das ist natürlich ein super Wert und entspricht auch den Erwartungen, die ich an die Karte im Vorfeld gesetzt hatte. Da auch die Lautstärke sehr angenehm war, habe ich dann zugesagt und mich entschieden die Gigabyte Karte zurück zu geben. Effektiv habe ich nach Umtausch der Gigabyte Karte nochmal etwas mehr als 100€ drauf gezahlt. Betrachtet man nur die pure Leistung ergibt das natürlich gar keinen Sinn, da beide Karten sogar den gleichen Grafikchip teilen. Mir war es das am Ende aber dann doch wert um mein Build nach meinen Ansprüchen zu perfektionieren.
Somit in diesem Bereich, obwohl es doch ein ziemliches hin- und her war, Ende gut, alles gut.